Eine alte Rebsorte kehrt heim
Quelle: Mainpost, 23.07.2012
Weingut Schloss Sommerhausen pflanzt Bukett-Traube
Die Bukett-Traube kehrt heim nach Franken. In der Lage „Sonnenberg“ hat das Weingut Schloss Sommerhausen jetzt einen Weinberg mit dieser im 19. Jahrhundert in Franken gezüchteten Rebsorte bepflanzt, die auch unter den Namen Bukettrebe, Englerthrebe oder Bocksbeutelrebe bekannt ist.
Holländer machte neugierig
„Ausschlaggebend für die Pflanzung war unser holländischer Freund und Weinkenner Adriaan Ten Bosch, der mir von einem Wein der Bukett-Traube vorgeschwärmt hat. Damit war die Neugierde geweckt und der Grundstein gelegt für die Wiedereinbürgerung dieser ausgewanderten Rebsorte“, berichtet Winzer Martin Steinmann. Während die Sorte in Südafrika auf 76 Hektar Fläche angebaut wird, konnte sie sich in Deutschland nicht durchsetzen. Sie ist eigentlich nur noch in Züchtungssortimenten und Museumsweinbergen zu finden.
Wein aus Südafrika
„In Südafrika habe ich den Wein in dem renommierten Restaurant ‚The Tasting Room‘ (Franschhoek) getrunken und ich war sofort begeistert. Er hat mich an einen Rieslaner aus Franken erinnert. Deshalb habe ich gleich eine SMS an Martin Steinmann geschickt und ihn nach dieser Sorte befragt“, berichtet Adriaan Ten Bosch (Amsterdam). So wie er waren rund dreißig Weinfreunde und Kunden des Weingutes aus dem In- und Ausland nach Sommerhausen gekommen, um bei der Pflanzung der Bukett-Traube mitzuwirken.
Das Bauchgefühl ist gut
„Ich bin sehr gespannt, was uns hier erwarten wird. Es ist wie eine Wundertüte, denn wir haben nur die alten Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert. Das Bauchgefühl ist aber gut und wir trauen uns zu, einen aussagekräftigen Wein aus den Trauben der rund 1.400 Stöcke zu keltern. Die Rebsorte ist sicher eine Herausforderung, aber diese nehmen wir gerne an und freuen uns schon jetzt auf die ersten, hoffentlich hoch eleganten, aromatischen Weine im Jahr 2015“, sagt Martin Steinmann.
Rebsorte ursprünglich in Randersacker gezüchtet
Die Rebsorte wurde ca. 1864 von Sebastian Englerth aus Randersacker gezüchtet. Dieser charakterisierte sie so: „Die Bukett-Traube ist eine aus Samen hier gezüchtete Mittelsorte zwischen Sylvaner, Riesling und Muskateller. Der Stock hat einen sehr kräftigen Wuchs und hat ein Blatt ähnlich wie der Sylvaner. Die Traube zeitigt so spät wie der Riesling, muss daher in den vorzüglichen Lagen angepflanzt werden, damit die Trauben die Zeitigung der Edelreife erlangen. Dann liefert der Stock Trauben im Geschmack zwischen Muskateller und Riesling und ist dieselbe eine köstliche Tafeltraube und ebenso vorzüglich ist der Wein.“
Die originalen Züchtungsunterlagen existieren nicht mehr. Deshalb kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die Sorte das Ergebnis einer gezielten Kreuzung ist oder aus willkürlich gesäten Traubenkernen gezogen wurde. Die Kreuzungseltern Silvaner (Mutter) und Trollinger (Vater) sind hingegen über moderne Gen-Analysen genau ermittelt. „Die Einkreuzung des Trollingers in den Silvaner macht vor allem vor dem Hintergrund der Chloroseanfälligkeit („Gelbsucht“) unseres Silvaners auf den Muschelkalkböden durchaus Sinn“, erklärt Steinmann.